Umfangreiche Recherchen im In- und Ausland führten im Januar 1998 zu einem Hearing in Gütersloh, bei dem Praktiker und Experten ihre Ansichten und Erfahrungen zum Themenkreis Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung austauschen. Der renommierte Beteiligungsexperte Klaus Selle, der damalige Vorstand der Kommunalen Gemeinschaftsstelle, Harald Plamper, und die Direktorin des Neighborhood Services Department aus Phoenix, Maryann Ustick, schilderten die Vorbedingungen für erfolgreiche Bürgerorientierung aus Sicht der engagementbereiten Bürgerschaft, der Verwaltungs- und Politikpraxis sowie der Erfahrung eines gelungenen amerikanischen Weges zu gelebter Verantwortungsbereitschaft.

Unter dem Titel "Bürgerorientierte Kommune - Wege zur Stärkung der Demokratie" riefen die Bertelsmann Stiftung und der Verein Aktive Bürgerschaft zu einem bundesweiten Wettbewerb auf. Angesprochen waren Orte der Demokratrie, die bereits eine innovative Zusammenarbeit zwischen Kommunalpolitik, lokaler Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürgern praktizieren und bei denen bürgerschaftliche Beteiligung sowie die Unterstützung von bürgerschaftlichem Engagement auf der Tagesordnung stehen.

Drei Auswahlkriterien standen diesbezüglich im Vordergrund:

1. Beteiligung an Entscheidungen
Nach Ansicht der Projektträger zeichnen sich bürgerorientierte Kommunen durch die mitverantwortliche Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie ihren Initiativen und Organisationen an der Entstehung von Planungs-, Entwicklungs- und Gestaltungsentscheidungen aus.

2. Übernahme öffentlicher Aufgaben
Die bürgerorientierten Kommune strebt dauerhafte eigen- und mitverantwortliche Übernahme von öffentlichen Aufgaben durch die Bürgerinnen und Bürger an.

3. Unterstützende Infrastruktur
Schließlich unterstützen in bürgerorientierten Kommunen Politik und Verwaltung das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für die Angelegenheiten ihres örtlichen Lebenskreises durch die Bereitstellung von Ressourcen im Sinne von "Hilfe zur Selbsthilfe".

Zur Ermittlung der Preisträger wählten die Projektträger ein zweistufiges Auswertungsverfahren: Der Wettbewerb begann mit einer Vorauswahl. Die Kommunen waren aufgefordert, eine summarische Darstellung des Ist-Zustandes der Bürgerorientierung von Politik und Verwaltung vorzulegen. Bewerbungsfrist war der 01. Oktober 1998.

Nach einer dreimonatigen Auswertungsphase der Bewerbungsunterlagen aus bundesweit über 80 Städten und Gemeinden wählte die Jury am 18. Januar 1999 elf Kommunen aus und lud sie ein, an der zweiten Wettbewerbsrunde teilzunehmen.

Die vorausgewählten Städte und Gemeinden waren aufgefordert, in einer ausführlichen Bewerbung konkrete Ziele und Arbeitsschritte für die gemeinsame Durchführung von Modellprojekten im Rahmen des CIVITAS-Netzwerkes zum benennen.

Im Anschluss an die Übermittlung dieser Unterlagen besuchte ein Evalutionsteam die elf nominierten Kommunen, um sich vor Ort ein Bild über den Grad der Bürgerorientierung zu machen.

Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Münster (Preisgeld insgesamt: 100.000 DM) zeichneten die Projektträger drei Kommunen als besonders zukunftsweisende Beispiele auf dem Weg zur bürgerorientierten Kommune aus:

Die Jury erkannte der baden-württembergischen Stadt Nürtingen für ihre strategisch angelegten Bemühungen um eine umfassende Anerkennungs- und Beteiligungskultur den ersten Preis zu. Die Großstädte Leipzig und Bremen erhielten für ihre vielfältigen Bemühungen um eine lokale Bürgerorientierung gemeinsam den zweiten Preis.

Erster Arbeitszyklus mit Leitbildentwicklung und Kooperation mit der Enquetekomission des Deutschen Bundestages.

Zweiter Arbeitszyklus mit den Schwerpunkten Lokale Demokratiebilanz, neue Medien und Bürgerorientierung und Qualifizierung für Bürgerorientierung.